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Beitrag vom 18.12.2012
Elizabeth Shepherd - Rewind
Katarina Wagner
In Kanada gilt sie schon lange als Erneuerin des Jazz. Auf ihrem vierten Album singt das Multitalent zum ersten Mal keine eigenen Songs, sondern englisch- und französischsprachige Standards.
Alles auf (Neu-)Anfang
Das CD-Cover zeigt Elizabeth Shepherd durch einen Retro-Filter vor blauem Hintergrund mit einer Super-8-Kamera in der Hand. Was wir nicht sehen, ist dass sie im achten Monat schwanger ist. Gerade als die Sängerin sich an ihr neues Album machen wollte, erfuhr sie von dem heranwachsenden Kind in ihrem Bauch. Damit war ihr bald klar, dass ihr nächster Longplayer eine Sammlung von Standards sein würde. Erstens blieb ihr bis zur Geburt nicht mehr genug Zeit, um ausreichend eigenes Material zu schreiben, zweitens erhoffte sich die Musikerin so eine gewisse Konstante, etwas Vertrautes während dieser Zeit der tiefen Umstellung beizubehalten.
"I knew I needed to keep myself busy during pregnancy, and I knew I had to make something that would connect me to an aspect of myself that wasn´t changing as every other piece of my being was."
Unter den aufgenommenen Klassikern befinden sich altbekannte Songs wie Poinciana, und Prelude to a Kiss und auch solche, die nicht bei jeder Jam Session gespielt werden, wie Kurt Weills Lonely House. Elizabeth hat eine Playlist der Lieder zusammengestellt, mit denen sie aufgewachsen ist, die sie spielen, singen und lieben gelernt hat. Der Opener Love for Sale von Cole Porter war eins der Stücke, das sie überhaupt erst zum Jazz brachte. Die talentierte Kanadierin gab sich allerdings nicht damit zufrieden, die Titel zu covern, sondern eignete sie sich durch neue Arrangements an und fügte sie zu einem stilistisch perfekt abgerundeten Ganzen zusammen.
Shepherds Feeling Good ist kein klassisches Big Band Stück. Hier zeigt die Musikerin ihr besonderes Innovationstalent und lässt sich nur von Keyboard und Schlagzeug und ganz kurz vom Kontrabass begleiten. Vor allem die Drums stechen hervor, treiben den Gesang an, wechseln immer wieder den Rhythmus und bringen richtig Schwung in den Song – ohne dabei in den traditionellen Swing zu verfallen.
Midnight Sun – bekannt vor allem durch Ella Fitzgeralds Interpretation – ist auf Rewind kein schmachtender Lovesong, sondern kommt sehr peppig und fröhlich daher.
Weitere Highlights sind die Interpretationen von Georges Brassens´ Les Amoureux des Bancs Publiques – mit Cello – und eine französische Jazz-Version von José Luis Perales Porque te vas.
Die besondere Note, diese Zartheit und Leichtigkeit, die sich durch das Album zieht, ist wieder der Schwangerschaft zu verdanken. Während der Aufnahmen fehlte der Sängerin immer wieder die Luft und sie musste sich neue Atem- und Gesangstechniken antrainieren. Ihre Stimme hört sich dadurch weniger glatt und dadurch umso authentischer an.
Was bisher geschah
Musik spielte schon immer eine zentrale Rolle im Leben des Kanadierin. Ihre Eltern, die beide in der Heilsarmee arbeiteten, sangen mit ihrer Tochter im Chor und spielten gemeinsam in Blaskapellen. Später machte die begabte Nachwuchsmusikerin ihren Abschluss in Jazzklavier an der McGill Universität in Montreal. 2004 ging sie nach Toronto, wo sie schnell von der Kellnerin zum Bühnenstar einer Pianobar aufstieg und bald darauf mit dem Bassisten Scott Kemp und Drummer Colin Kingsmore das Elizabeth Shepherd Trio gründete. Mit ihnen wurde die Musikerin zum ersten Mal für den Juno aufgestellt, den wichtigsten kanadischen Musikpreis. Weitere Nominierungen folgten für die Soloalben Start to Move (2006) und Parkdale (2008). Ihre dritte Solo-LP Heavy Falls the Night (2010) stand auf der Liste für den Polaris Music Prize.
AVIVA-Tipp: Elizabeth Shepherd macht ihrem Titel als Erneuerin des Jazz alle Ehre. Mit ihren Interpretationen stellt sie uns die Klassiker in ganz neuem Licht vor und wird auch für ihre eigenen Kompositionen von KritikerInnen mit Lob überhäuft. Rund um den Globus spielt sie ausverkaufte Konzerte – höchste Zeit sie auch hierzulande zu entdecken.
Elizabeth Shepherd
Rewind
Label: Linus Entertainment
VÖ: 19.10.2012
Weitere Infos unter:
www.elizabethshepherd.com
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Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
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